Interview mit House of Tales
Die einen setzen auf VR-Technologien, die anderen auf Storytelling, Props & Effekte aus dem Theater. Wohin geht die Reise der Exit Games? Was wird in Zukunft von der Branche erwartet? Ein Interview mit Anbietern, die erst ihre Erfahrungen mit einem Franchise machten und nun ihre eigenen Wege gehen… Mehr gibt’s hier im Blog zu Escape Games.
exit-game.info hat mit Niklas von Freeden, Geschäftsführer, und Anna Wegert, Projektmanagement, von House of Tales Berlin gesprochen.
Wo ist der Unterschied von House of Tales zum Franchise TeamEscape Berlin? Wird beides parallel weiterlaufen oder habt ihr das Franchise aufgegeben?
„Die deutsche Franchise-Marke „TeamEscape“ besteht bis heute weiter. Als Entwicklungsstandort im Franchise-Verbund haben wir bis Ende letzen Jahres 2 Stores in Berlin betrieben und seit 2014 die Marke mit aufgebaut. Wir haben uns letztendlich für einen Ausstieg entschieden, da wir innerhalb des Franchise-Systems nicht genügend Freiheit hatten, unsere Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen.
Das ist der Hauptunterschied: Das House of Tales ist eine Eigenmarke, eine Location und Concept Store in einem, eine Materialisierung von Ideen und ja, auch eine Selbstverwirklichung. Diese Freiheit ist in einem Franchise System nicht möglich.“
Welche Ansätze, die ihr bei TeamEscape Berlin ausprobiert habt, gehen nicht in „House of Tales“ auf? Und warum nicht?
„Eher das Gegenteil ist der Fall, wie aus den vorherigen Antworten wahrscheinlich schon herauszuhören war. Im House of Tales können wir Ansätze verwirklichen, die wir durch die Eingrenzung vom Franchise System nicht weiter entwickeln konnten.“
Ihr seid seit drei Jahren auf dem Markt: Was ist eure lehrreichste Erfahrung in der Branche?
„Unsere Erfahrung zeigt: Kreativität und Qualität setzen sich am Ende durch.“
Wie genau habt ihr mit den 40 Beteiligten zusammengearbeitet? Habt ihr ein Paket für die Kulissen und den Bau gebucht und auch die Rätsel/Stories eingekauft oder stammen diese von euch?
„Von Januar bis Mai 2017 war das House of Tales nicht mit Spielern, sondern mit Gästen aus aller Welt gefüllt: Szenografen, Kulissenbauer, Techniker, Handwerker, usw. Alle vier Geschichten die wir momentan betreiben, haben wir von der ersten Idee bis zu letzten Schliff mitentwickelt, aber auf die Erfahrung und das Können aller Beteiligten aufgebaut. Andernfalls wäre eine Realisierung in nur 4 Monaten nicht möglich gewesen.
Mit der Idee vom House of Tales war es leicht, begeisterte Partner in unserem Netzwerk zu finden, die wiederum die Begeisterung in ihr Netzwerk hinein getragen haben. Nach wie vor sehen wir die Entwicklung von neuen Spielen und die Weiterentwicklung im House of Tales als einen der spannendsten Bereiche in unserer Arbeit.“
Was genau bedeutet „analoge Räume“ im Gegensatz zu virtuellen Escape-Abenteuern?
„Analog definieren wir in dem Fall als Erlebnis zum Anfassen und leibhaftigem Erleben: Sehen, hören, fühlen, riechen. Das Gefühl, das einem keine Computeranimation oder Film jemals geben kann. In unseren Geschichten arbeiten wir mit Lichtstimmung, individuell auf Rätsel zugeschnittenen Soundtracks, 360° Kulissen aus echten Materialien und spezifischen Gerüchen für die Atmosphäre.
Habt ihr keine Sorge, erfahrene Escape Spieler zu enttäuschen, wenn keine Technik verbaut ist? Es könnte als Rückschritt wahrgenommen werden?
„Enttäuschungen haben wir so noch nicht erlebt, eher Bestärkung in unserem Ansätzen. Viele Spieler sind auf der Suche nach Geschichten, in denen sie wieder etwas „machen“ können, statt nur Schlösser oder Touchpads zu bedienen. Das Erlebnis der Spieler im Raum ist uns genauso wichtig, wie ein roter Faden in der Geschichte und abwechslungsreiche Aufgaben.
Unter „analog“ verstehen einige Personen Räume voller Vorhängeschlösser…. wie ist eure Definition?
„Wir teilen die Ansicht: „Die beste technische Lösung ist jene, die kein Gast sieht.“ Analog bedeutet hier nicht der Verzicht auf technische Bestandteile, sondern die Abgrenzung zum virtuellen Erlebnis – vergleichbar mit Analog- & Digitalfotografie.“