Storytelling, Game Design und Virtual Reality
110 Teilnehmer aus sechs Ländern reisten am Samstag, 4. Juni 2016, zur Escape Game Convention nach Stuttgart. Die Veranstaltung fand dieses Jahr in deutscher Sprache statt. Interessante Vorträge über Konzepte und artverwandte Angebote und Zeit zum Netzwerken standen im Vordergrund. Wer war vor Ort? Was sind die Zahlen der Branche? Wie sieht die Zukunft aus? Diese und andere Fragen beantwortet dieser Exit Room-Blog-Artikel.
Wer war dort? Wen konnte man treffen?
Die 110 Teilnehmer waren eine ausgewogene Mischung aus erfahrenen Escape Room-Betreibern, Interessierten und Dienstleistern. Sie kamen aus Österreich, Deutschland, Türkei, Griechenland, Ungarn und Russland. Obwohl die Veranstaltungssprache Deutsch war, fanden somit am Rande auch einige persönliche Gespräche und Diskussionen auf Englisch statt. Der inhaltliche Schwerpunkt eindeutig auf dem deutschen Markt.
Die Tickets für Escape Room-Betreiber oder solche, die es werden möchten, kosteten zwischen 99,- und 141,- EUR (Frühbucher, Normaler Ticketpreis), die Ausstellertickets lagen bei etwa 500,- EUR+ – je nach gewähltem Paket. Der Veranstalter ist die ExitVentures Gmbh, der auch ein kurzes Video zur Escape Game Convention veröffentlicht hat.
Es wurden drei parallel stattfindende Workshops angeboten:
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COMPUTERSPIELE ENTWICKELN IN ECHT – EIN CRASHKURS von Robin Hädicke von Machina Ex, einem Computerspiel-Theater.
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GAME DESIGN: WAS WIR VON VIDEOSPIELEN LERNEN KÖNNEN… von Lex Lüpke, Game Designer.
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STORYTELLING IN ESCAPE ROOMS von Sophie Achinger, Beraterin bei der ExitVentures GmbH.
Die Keynotes der Convention
Die Hauptvorträge der Convention beschäftigten sich vor allem mit artverwandten Themen:
Michael Schiemann, Geschäftsführer von Cluetivity, einem GPS-Outdoor-Teamspiel mit Augmented Reality, stellte sein Geschäftsmodell vor. Der Start-up-Gründer hat seine Geschäftsidee bereits vor etwa vier Jahren über eine Crowd-Funding-Webseite finanziert und arbeitet mit seinem Team und Investoren seitdem an innovativen Konzepten. „Man kann Augmented Reality stückweise in Live Escape Games einbauen. Beispielsweise kann ein Spieler über ein gelöstes Rätsel ein Ipad finden, filmt damit ein Poster im Raum ab und es erscheint eine virtuelle Figur, die ihm weitere Hinweise gibt“, so Schiemann. Exit Room-Betreiber können von seinem Know-how profitieren, da die Verbindung von Exit Games und Augmented Reality eine Lösung für die Wiederspielbarkeit sein könnte.
Robin Hädicke, zuständig für technical operations beim immersiven Erlebnistheater Machina Ex, stellte verschiedene Projekte vor. Escape Game-Betreiber konnten von dieser Keynote mitnehmen, wie wichtig „environmental Storytelling“ ist: „Wir arbeiten mit Arduino und Raspberry Pi, aufwändigem Setdesign, Beleuchtung und Akustik und schaffen digital-analoge Erlebnisräume, in denen die Teilnehmer durch aktive Entscheidungen Relevanz haben„, sagte Robin Hädicke. Den Künstlern kommt es dabei nicht auf die Wirtschaftlichkeit an, sondern auf den sozialen Austausch und Anregung der Teilnehmer zum Nachdenken über bestimmte Themen. Bereits seit 2009 führt das interdisziplinäre Team interaktive Erlebnis-Abende durch.
Die Teilnehmer / das Podium
Bei der Begrüßung von Michael Bierhahn, Geschäftsführer der ExitVentures GmbH, gaben die Anwesenden durch Handzeichen zu erkennen, ob sie neu in der Branche oder alte Hasen sind. Ca. 40% der Teilnehmer waren „Neulinge“ und interessieren sich dafür, einen Exit Room zu eröffnen. Ca. 50% der Anwesenden waren erfahrene Live Escape Game-Betreiber, die bereits eröffnet haben und/oder im Markt etabliert sind.
Etwa 10% der Teilnehmer waren die Aussteller, die den Exit Room-Anbietern ihre Dienstleistungen und Angebote vorstellten. Die verwandte Spielebranche war mit dem Kosmos-Verlag vertreten, der neue Exit-Game-Brettspiele vorstellte. Game Over Escape Rooms aus Griechenland stellte seine Komplettpakte zur schlüsselfertigen Übergabe von bereits erprobten Exit Räumen vor. ExitVentures GmbH stellte neben einem mobilen Escape Game „Lost Cargo“ auch Software-Lösungen vor.
Zahlen & Fakten zur Branche
Etwa 10% der anwesenden Escape Room-Betreiber üben ihre neue Profession mittlerweile hauptberuflich aus. Der Escape Game-Markt in Deutschland wächst nach wie vor rasant: Waren es 2013 erst vier Exit Room-Anbieter, stieg die Zahl Ende 2015 schon auf ca. 100 Anbieter und aktuell gebe es in Deutschland über 200 Anbieter mit rund 450 Exit Rooms in mehr als 100 Städten.
„Die Live Escape Game-Branche macht hochgerechnet einen Umsatz von rund 2,3 Millionen EUR im Monat.“
-bookingkit-
Die bookingkit GmbH, ein führender Anbieter für Online-Buchungssysteme für Freizeitangebote, hat gemeinsam mit der ExitVenture GmbH aktuelle Branchenzahlen analysiert. Seit Anfang 2014 ist bookingkit in der Escape Game-Branche etabliert und bietet Buchungs-, Gutschein- und Terminverwaltung an. Jeden Monat kämen in Deutschland 10-20 neue Escape Games auf den Markt. Berlin ist mit 16 verschiedenen Anbietern an der Spitze, in Frankfurt gibt es mittlerweile 9 Anbieter.
Der durchschnittliche Umsatz, den Escape Game-Anbieter erzielen, die mit bookingkit zusammenarbeiten, läge bei 11.300,- EUR im Monat. Die Top 20-Anbieter würden durchschnittlich über 15.000,- EUR Umsatz erzielen. Lag der Durchschnitts-Einkaufsbetrag eines Warenkorbes im Oktober 2015 bei 88,76 EUR, sei dieser nun auf 78,07 EUR leicht gesunken.
Auch das Angebot der Buchung über mobile Endgeräte werde immer wichtiger für Escape Room-Anbieter. Zwar buchen immer noch rund 50% der Kunden über den Desktop, aber schon 39% nutzen ihr Smartphone für die Buchung unterwegs und rund 11% ein Tablet.
Verschiedene Themenstränge
Der Veranstalter, ExitVentures GmbH, begrüßte die Teilnehmer der Convention mit rund 10 seiner Mitarbeiter. Das vollständige Programm findet ihr hier. Einen einheitlichen Themenstrang für die Workshops und Diskussionen gab es nicht, mehrere interessante und zukunftsweisende Bereiche wurden abgedeckt:
- Storytelling, vor allem Live Escape Games, bei denen die Rätsel mit der Story korrespondieren –> immersive Rätselräume
- Learnings aus über 15 Jahren Game Design bei Video- und Computerspielen
- Verschmelzung von Theater, Technologien und Interaktion mit den Besuchern
- Hybride Angebote – Exit Rooms und Virtual Reality
In der Podiumsdiskussion „Next Level“ wurde über die Zukunft der Branche, die Sinnhaftigkeit eines Qualitätssiegels und über die Marktmacht der großen Anbieter gesprochen. Anschließend standen einige Experten der ExitVentures GmbH zu persönlichen Gesprächen unter anderem zu den Themen Marketing, Baurecht und Franchise zur Verfügung.
Die Escape Games Convention in Stuttgart war ein guter Anlass, um Erfahrungen auszutauschen, sich zu vernetzen und interessante Personen aus der Branche zu treffen. Die Veranstalter kündigten zudem die nächste Convention in ca. 8-11 Monaten an.
Für exit-game.info konnte ich von der Convention viele Ideen und Inspirationen für weitere Artikel mitnehmen. Ihr könnt euch auf Beiträge und Interviews zu folgenden Themen freuen, die in den nächsten Wochen und Monaten veröffentlicht werden:
- Game Design
- Software zur Steuerung der Räume
- Sound Design & Engineering
- Storytelling (schaut dazu auch schon mal hier und hier)
- Netzwerk- und Kontaktbörse für Experten rund um Live Escape Games
- PR & Marketing
- Virtual Reality und Exit Rooms
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